16Sep20:00Das deutsche Volk

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Das Deutsche Volk (2025) | Film, Trailer, Kritik

Mitten auf dem Marktplatz von Hanau, dem zentralen Platz der Stadt, auf dem auch das sogenannte „Neustädter Rathaus“ steht, befindet sich ein Denkmal für die Brüder Grimm, auf dessen Sockel folgende Inschrift zu lesen ist: „Den Brüdern Grimm. Das deutsche Volk“. Dieses Nationaldenkmal für die 1785 und 1786 in Hanau geborenen Sprachwissenschaftler und Volkskundler, die allerdings nur bis zum Alter von sechs beziehungsweise sieben Jahren in Hanau lebten, ist der ganze Stolz und ein zentraler Treffpunkt für die Stadtgesellschaft — und genau das ist einer der Punkte, um den sich Marcin Wierzchowskis überaus bewegende Aufarbeitung des Attentats vom 19. Februar 2020 dreht.

Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Attentat feierte Das deutsche Volk bei der Berlinale 2025 seine Premiere und fokussiert sich auf die zahlreichen Wunden, Leerstellen und Versäumnisse, die in der Aufarbeitung des rassistischen Attentats, dem neun Menschen mit migrantischen Wurzeln zum Opfer fielen (auch die Mutter des Attentäters), bis heute bestehen. Eine davon ist die Frage, an welchem Ort in Hanau eine Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags realisiert werden soll. Und dahinter verbirgt sich letztendlich auch die Frage, um die die deutsche Gesellschaft seit Monaten und Jahren in immer schrilleren Tönen ringt: Wer ist das eigentlich — das deutsche Volk? Und: Wer gehört dazu und wer nicht? Will man sich als Gesellschaft nur an die Errungenschaften längst verblichener Märchensammler erinnern und blendet man das Böse aus der Mitte der Gesellschaft, den Rassismus und seine schrecklichen Folgen lieber aus?

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